Michaelskirche ( Kirchstraße 13 )
Oft wurden Kirchen und Kapellen an Plätzen gebaut, die bereits heidnischen Gottheiten geweiht waren oder sich nahe den lokalen Herrensitzen befanden. Vermutlich stand ab dem 8./9. Jahrhundert eine Holzkirche an dieser Stelle, 1345 ist eine Vorgängerkirche belegt. Der Kirchensatz lag zunächst bei den von Scharenstetten, ab 1345 bei Ritter Ulrich I. von Vetzer. Die Michaelskirche ist um 1470/1480 gebaut und 1484 läutete eine erste Glocke über Schnaitheim. 1541 hielt Pfarrer Ulrich Hitzler hier die erste evangelische Predigt. 20 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges wuchs die Gemeinde wieder an und die Kirche erfuhr 1668 größere Veränderungen. Die gotischen spitzbogigen Fenster wurden durch größere mit Stichbogenwölbung ersetzt. Die dreiseitige, umlaufende Empore mit einzelnen, von Schnaitheimer Bürgern gestifteten Brüstungsbildern, bestimmt seither die Innenarchitektur. 1712 kam die erste Orgel in den Kirchenraum und um 1716 stifteten der württembergische Oberforstmeister Schilling von Canstatt und seine zweite Frau Margareta Helena von Ellrichshausen die wappengeschmückte Kanzel.
Prachtvolle gusseiserne Grabplatten dokumentieren das Wirken Heidenheimer Oberforstmeister oder deren Familienangehörigen. Später wurden weitere umfangreiche Arbeiten im Innenraum (Altar, Taufstein, Holzdecke) und am Kirchendach durch-geführt, 1762 eine barocke Orgelempore angebaut. Der Glockenstuhl und der baufällige Turm erfuhren im Laufe der Zeit ebenfalls Veränderungen, beispielsweise wurde 1774 auf den viereckigen Unterbau ein achteckiger Turmaufsatz gesetzt und 1889 das barocke zwiebelförmige Dach durch den heute sichtbaren Spitzhelm ersetzt. Der pietistisch gesinnte Pfarrer Friedrich Christoph Oetinger amtete hier von 1743-1746, nach ihm wurde auch das 1963 erbaute Gemeindehaus benannt. Auch der republikanische „Achtundvierziger“ Pfarrer Dr. Balthasar Friedrich Wilhelm Zimmermann wirkte von 1864-1872 in Schnaitheim. Sein wohl bekanntestes Werk war die dreibändige „Illustrierte Geschichte des deutschen Volkes“.
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Tafelstifter: Beschilderung der Stadt Heidenheim